NUMMER 9

     

EINDRÜCKE VOM KONGRESS DER SOCIETA’ DANTE ALIGHIERI


 

Die zufriedenen Resonanzen von zweihundert Kongressteilnehmern aus 70 verschiedenen Nationen der Welt sowie von den Organisatoren sowohl am Hauptsitz als auch der Bozener Niederlassung und den renommierten Referenten auf den 79. Internationalen Kongress der Società Dante Alighieri mit dem Titel „Geschichte, Kunst und Sprachen rund um die Alpen. Mehrsprachigkeit als Grundlage für die europäische Identität", der Ende September 2009 in Bozen und Meran stattfand, sind noch nicht verhallt.
Es ist bezeichnend, dass der von den renovierten Räumlichkeiten des Hauptsitzes aus erste veröffentlichte Leitartikel auch einer der wichtigsten Vorträge beim Kongress in Bozen war, nämlich der des Schriftstellers Josef Zoderer, „Die Sprache der Anderen ist auch die meine“, der symbolisch als stellvertretend für die Ziele, die sich die Dante-Alighieri-Gesellschaft in der Verbreitung der Kenntnisse und Verwendung der italienischen Sprache gesetzt hat, gewählt wurde.
Zahlreich waren die von den Verantwortlichen der verschiedenen teilnehmenden Niederlassungen erhaltenen Schreiben, die Danksagungen, Glückwünsche und Eindrücke des Kongresses übermittelten, sodass geplant ist, diese in einer kleinen Publikation zusammenzufassen, die auch Artikel enthält, die in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen der zahlreichen in Italien und der ganzen Welt verstreuten Niederlassungen erschienen sind. Nennen wir als Beispiel den schönen Artikel der Dante-Niederlassung in Benevento.
Es ist eine Quelle großer Genugtuung, dass in der italienischen, in Dänemark erscheinenden Zeitschrift „Il Ponte“ im Dezember 2009 der folgende unten veröffentlichte Artikel einer der Kongressteilnehmerinnen, Lucia Rota Andersen, Präsidentin der Dante-Gesellschaft Kopenhagen, zu lesen war, die sich dem Zauber Bozens nicht entziehen konnte.

REISEERINNERUNGEN: BOLZANO,BOZEN, BULSON

Lucia Rota Andersen


Die Stadt hat drei Namen: auf Italienisch, auf Deutsch und auf Ladinisch, da hier drei Sprachgruppen nebeneinander existieren. Die wichtigste ist Italienisch mit 73 %, die zweite Deutsch mit 26,29 % und die dritte Ladinisch mit 0,71 %, was vor allem in einigen Dolomitentälern gesprochen wird. Vor dem Anschluss Bozens an Italien und vor der Zwangsitalianisierung war Bozen eine Stadt, die mit 94 % fast vollkommen deutschsprachig war.
Der 79. internationale Kongress der Società Dante Alighieri im vergangenen September fand in Bozen und Meran statt, wobei nahezu 300 Delegierte aus aller Welt anwesend waren.
Das Thema des Kongresses lautete: „Geschichte, Kunst und Sprachen rund um die Alpen: Mehrsprachigkeit als Grundlage für die europäische Identität”. Bozen war als Ort der Begegnung verschiedener Sprachen und Kulturen ausgewählt worden, als strategischer Knotenpunkt für die Beziehungen zwischen Italien, Österreich, der Schweiz und Deutschland, als von natürlichen und künstlerischen Schönheiten geprägter Ort, als Modell für ethnische Integration unter zahlreichen Aspekten.
Ich wohnte im Hotel Regina in der Nähe des Bozener Bahnhofs. Von meinem Fenster aus blickte ich auf ein prachtvolles Bergmassiv, den „Rosengarten”, den ich häufig besucht hatte, sowohl als ich in Italien wohnte, als auch wenn ich aus Dänemark nach Italien kam, vor allem, um meine Berge wiederzusehen: die Dolomiten. Ich erinnerte mich an die Freude der Bergtouren, der mehr oder minder gewagten Klettereien, an ihre geheimnisvollen Burgen, Rasten in Almhütten, die schmackhaften Gerichte, ihre Farben, ihre Lieder und Legenden, vor allem jene von König Laurin: Es war einmal ein König namens Laurin, der ein Zwergenvolk regierte und selbst ein Zwerg war. Er lebte in einer Burg auf dem Rosengarten. Der ganze Stolz des Königs war ein wunderschöner Garten voll roter Rosen. Außer in seine Rosen war der kleine König in die schöne Prinzessin der nahegelegenen Burg verliebt, in Similde. Er liebte sie so sehr, dass er beschloss, sie zu entführen und auf seine Burg zu bringen. Simildes Bruder rief in seiner Verzweiflung andere Ritter zu Hilfe, um Similde zu befreien, und besiegte König Laurin. Bevor er starb, sprach dieser: „Weder im Lichte des Tages noch im Dunkel der Nacht soll jemals jemand die Pracht meines Gartens genießen können.” Er hatte jedoch vergessen, den Sonnenuntergang zu erwähnen. Seitdem leuchtet der Rosengarten, auf Italienisch Catinaccio, bei einem bestimmten Lichteinfall bei Sonnenuntergang in atemberaubenden Rosatönen, die sich im Blau des Himmels widerspiegeln.
Bei Sonnenuntergang öffnete ich das Fenster meines Zimmers in der Hoffnung, diese Farben erblicken zu können und wunderbarerweise konnte ich sie sehen.
Morgens um 8 ging ich zu Fuß zum Kongress, der in der modernen Universität Bozen abgehalten wurde, wo man drei Sprachen spricht: Italienisch, Deutsch und Englisch.
Am Walther-von-der-Vogelweide-Platz mit der dem großen Dichter des Mittelalters gewidmeten Statue, der in der Umgebung von Bozen geboren worden sein soll, machte ich Halt. Der Platz ist stets voller Menschen. Viele sitzen in einem der zahlreichen Cafés, um das süße Gebäck der Region zu probieren. Manchmal begrüßt ein blonder Sänger in Tiroler Tracht die Passanten mit seinem heiteren „ich jodle auf dem Berge”.
Der Dom erhebt sich majestätisch. Er ist ein Juwel romanisch-gotischer Kunst, der es mit Leichtigkeit mit Notre Dame in Paris aufnehmen kann. Er besitzt einen merkwürdigen kleinen Eingang, das sogenannte „Weintürchen”, das ein Winzerpaar in der damals üblichen Tracht zeigt. Der hohe Glockenturm daneben vermittelt den Eindruck, direkt bis in den Himmel zu blicken.
Ich ging weiter bis zur Dominikanerkirche. Ich trat ein. Im rückwärtigen Teil der Kirche zwischen Chor und Sakristei befindet sich die berühmte Johanneskapelle aus dem 14. Jahrhundert, die von einem Florentiner als Grabkapelle seiner Familie finanziert wurde. Prachtvolle Fresken zieren die gesamten Wände dieses schmalen rechteckigen Raums. Sie sind Werke der Schule Giottos, was durch Details belegt wird, die sich in identischer Weise in der berühmten Cappella degli Scrovegni in Padua finden.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich mich auf dem Weg zum Kongress beeilen müsse.
Am Spätnachmittag kehrte ich über die Laubengasse ins Hotel zurück, eine wunderschöne Fußgängerstraße in der Altstadt. Die Südtiroler kommen hierher, um einzukaufen, die Schaufenster mit Artikeln lokaler Handwerker, die reich bestückten Büchereien, die Cafés und Restaurants zu betrachten. Die Laubengasse braucht Zeit. Hier ist durch die Gebäude, die Brunnen und die Schilder einiger Geschäfte noch das Bozen des 17. Jahrhunderts lebendig.
Eine kleine Rast im Hotel, ein besonderer Gruß hinauf zum Rosengarten und dann aufs Neue hinaus zum Abendessen im Schloss Maretsch, einer der vier Burgen Bozens.
Es handelt sich um eine alte Burg mitten im Weinberg, deren Säle von Fresken der Tiroler Spätrenaissance geziert werden, und die in den 80-er Jahren restauriert wurde. Ein Abendessen hier ist stets hervorragend und durch die Klänge der Renaissance-Musik eines Quartetts, das auf einer Loggia über dem Saal spielt, noch faszinierender.
Bozen ist auch eine Stadt mit bedeutenden Museen, wie zum Beispiel dem Archäologiemuseum. Hier muss man den Ötzi, den Mann aus dem Eis „besichtigen”, der vor 3300 Jahren lebte. Er wurde 1991 im Grenzbereich zwischen Österreich und Italien gefunden. Seit 1998 ist er im Museum zu Gast. Er war ein 160 cm großer Mann im Alter von 46 Jahren, der perfekt für das Überleben im Hochgebirge ausgestattet war. Ein Pfeil hatte ihn in die linke Schulter getroffen und möglicherweise zum Tode geführt ... Was sagen Sie dazu? Würde es sich nicht lohnen, nach Bozen zu kommen, um dann die Dolomiten zu besuchen?
Wer Südtirol, seine Geschichte, seine Realität, seine Schönheiten kennenlernen möchte, lese das Buch „En rejse i Sydtyrol” von Thomas Harder oder nehme vom 3. bis 11. Juli an der Sommerhojskole teil, die Thomas und Lisbeth Davidsen in Südtirol abhalten.
Einige Glückliche konnten im vergangenen November an der von Anita Petersen abgehaltenen Konferenz teilnehmen, im Rahmen derer sie ihr Südtirol präsentierte (sie wurde in Meran geboren), eine Konferenz reich an Farben, an schönen Südtiroler Landschaften und mit Kostproben lokaler Produkte. Ein wirkliches Geschenk für alle, die im Urlaub in die Dolomiten reisen wollen. Gute Reise!

 
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