Kurz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sprache des Treppenhauses

(Lieber nichts wissen als fixe Ideen haben)

Antonín Kosík

 

Am Anfang ist die Beobachtung. Wir beobachten und hören Formicidae, Fische, das Gras, den Mond und den Sand und glauben, daß auch sie uns beobachten. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß sie es tun. Vielleicht auch nicht. Dann wenden wir unsere Aufmerksamkeit anderswo hin, wir gehen essen und trinken, und wenn wir zurückkehren, finden wir die Ameisen, die Fische, die Wolken und das Gestein, unsere Freunde, nicht mehr. Wir sehen sie nicht, wir hören sie nicht. Zum Glück erinnern wir uns an sie.
Das nächste mal werden wir sie besser zu schätzen wissen, sagen wir uns, wir fangen sie lieber in einem kleinen Käfig ein, nehmen sie mit, versuchen das herauszufinden, was man nicht begreifen kann: wer die Ameisen sind und was sie uns wollen, wohin sie sich verkriechen und warum, was wohl jetzt die Fische machen, wie man die Wolken und die Sonne zurückrufen kann. In dieser Situation beginnen wir Hilfen und Instrumente zu benutzen, die wir nicht verstehen, die wir ergreifen weil sie zur Hand sind. Wir stochern mit einem Stock in den Ameisen, pulen den Fischen im Auge herum, treten gegen die Steine, versuchen mit einem Schneeball die Wolken zu erreichen und mit Geschrei die Sonne herbeizurufen. Manchmal funktioniert es. Manchmal wieder nicht.

 

(Auszug aus Pospojovaný svĕt, Verlag  Prostor, Praha )

 

 

 

 

 

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