dezember 2012
Nummer 12

DIE GESUNDHEIT DES HERZENS:
ERNÄHRUNG UND KÖRPERLICHE BETÄTIGUNG

Alberto Madureri

 

DIE GESUNDHEIT DES HERZENSHerz-Kreislauf-Krankheiten sind in den Industrielän- dern die häufigste Ursache von Tod (ein Todesfall alle 2 Sekunden rud um die Welt) und Invalidität. Überwiegende Ursache ist Atherosklerose, eine chronische Erkrankung des ganzen Organismus, die sich als Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall und Arterienerkrankungen der unteren Gliedmaßen zeigt. Neue Daten der Fachliteratur zeigen, dass die Abnahme der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen der letzten Jahre in mehr als 50% der Fälle auf eine Abnahme der Risikofakturen zurückzuführen ist: Vorbeugen ist besser als heilen!
Die Risikofaktoren werden so unterteilt:
- Nicht veränderbare, also der Rasse, dem Geschlecht, der Familie und der persönlichen Veranlagung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzurechnende. Sie sind das genetische Erbe und als solches kann es niemandem genommen werden!
- Veränderbare, die das Ziel der Vorbeugung und Thema der folgenden Überlegungen sind.
Beginnen wir mit der DIÄT, einem Ausdruck der vom griechischen d?a?ta (dìaita) kommt, also von „Lebensart”.
Die Nahrung kann wegen ihrer direkten Beeinflussung von Cholesterinspiegel, Blutdruck, Körpergewicht und Diabetes oder auch wegen davon unabhängigen Gründen ein Herz-Kreislauf-Risiko sein. In letzter Zeit sehr glaubwürdig gewordene Evidenzen weisen darauf hin, dass die Mediterrane Diät eine richtige und ausgewogene Möglichkeit bietet, den Herz-Kreislauf-Erkrankungen (aber auch einigen Tumoren) vorbeugend entgegenzuwirken. Ihre grundsätzlichen Eigenarten sind: Wenigstens zwei mal wöchentlich Fisch, wovon es einmal Pesce Azzurro (Sardinen, Sardelle und andere Mittelmeerfische) wegen seines hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren sein sollte; Zurückhaltung beim Verzehr von Margarine und Backwaren (wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren); täglich jeweils wenigstens zwei-drei Portionen (insgesamt 200 g) Obst und Gemüse (wegen deren Gehalt von Fasern, Antioxydanten und Freien Radikalen, wobei die Pflanzen zusätzlich reich an blutdrucksenkendem Kalium sind); täglich weniger als 5 g Salz (von dem normalerweise 9-10 g konsumiert werden), weil Salz direkt den Blutdruck beeinflusst und der reduzierte Konsum von täglich nur einem Gramm Salz die Senkung um 3,1 mmHg der Blutdruck-Höchstwerte bei Menschen mit zu hohem Blutdruck und von 1,6 mmHg bei denen mit normalem Blutdruck ewirkt; täglicher Konsum von einem Glas Rotwein (der Polyphenole enthält); Zurückhaltung bei Zucker enthaltenden Sprudelgetränken.

DIE GESUNDHEIT DES HERZENS

Eine ausgewogene Diät ist als erster Schritt die Voraussetzung dafür, den veränderbaren Risiken wie ARTERIELLEM BLUTHOCHDRUCK, DYSLIPIDÄMIE; ÜBERHÖHTEM KÖRPERGEWICHT UND DIABETES zu begegnen. Die letzten zwei Genannten sind die einzigen beiden Risikofaktoren, deren Zahl in den Industrienationen noch zunimmt. Insbesondere ist das Fettgewebe am Bauch mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu bringen, da es in den Organismus Hormone und Entzündungen bzw. Trombose fördernde Substanzen einbringt, welche Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie fördern.
Der TABAKRAUCH ist ebenfalls sehr bedeutungsvoll, auch für Menschen die den Rauch „nicht einatmen” und für Passivraucher, denn er ist zu 50% für alle vermeidbaren Todesfälle der Raucher verntwortlich, wovon die Hälfte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgeht. Mit dem Rauchen aufzuhören verringert die Risiken schnell, wenn auch die negativen Auswirkungen erst nach 10-15 Jahren als überwunden gelten können.. Das Rauchen lediglich einzuschränken bringt indessen recht wenig.
Schlussendlich ist an die wichtige Rolle der KÖRPERLICHEN BETÄTIGUNG zu erinnern, die einen positiven Einfluss sowohl auf das Herz (höhere Kapazität der Sauerstoffnutzung, Erweiterung der Koronargefäße, Einschränkung der Arrhythmien) wie auch auf die Arterien (Trombose hemmende Wirkung) hat und somit alle genannten Risikofaktoren reduziert.

DIE GESUNDHEIT DES HERZENS

In Europa ist weniger als die Hälfte der Bevölkerung regelmäßig körperlich aktiv. Empfohlen sind wöchentlich 2,5-5 Stunden mäßiger Betätigung (zügig gehen, Treppen steigen, Arbeit in Haushalt und Garten, Freizeittätigkeiten), wobei daran erinnern zu erinnern ist, dass die dafür eingesetzte Zeit in Abschnitten von jeweils wenigstens zehn Minuten aufgeteilt werden kann, ohne dass das die Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System ändert! Bei herzkranken Patienten ist die körperliche Betätigung stets mit dem Arzt zu vereinbaren, wobei im Allgemeinen aber pro Woche 3-5 Aerobik-Einsätze von leichter bis gemäßigter Art und zu jeweils 20-30 Minuten empfohlen werden können. So reduziert sich die Gesamtzahl der von Herz und Kreislauf bedingten Todesfälle um 30%.
Körperliche Betätigung verringert den täglichen STRESS und die Anfälligkeit zu Angstgefühlen und trägt so zu mehr psychischem Wohlbefinden und gesteigerter Vitalität bei.
Dazu kommt, dass eine regelmäßige körperliche Betätigung auch den Kontakt mit der Natur fördert und es so allen (ausgenommen Fälle seltener und schwerer Glieder- oder Herz-Kreislauf- Erkrankungen) erlaubt, beeindruckende Landschaften zu erleben, wie wir sie oft in dieser Zeitschrift gedruckt sehen.

Dott. Alberto Madureri: U.O. Cardiologia, Spedali Civili di Brescia